ISO 9613-2 Allgemein: Difference between revisions
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===Theoretischer Hintergrund der Schallausbreitungs-Modelle=== | |||
====Die Internationale Norm ISO 9613-2==== | |||
Die ISO 9613-2 "Attenuation of sound during propagation outdoors, Part 2. A general method of calculation" beschreibt die Berechnung der Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien. | |||
Dieser Text beschreibt den theoretischen Hintergrund der ISO 9613-2, wie sie in WindPRO implementiert ist. | |||
'''Berechnungsverfahren ohne Oktavbanddaten''' | |||
Normalerweise wird bei der schalltechnischen Vermessung von Windenergieanlagen der A-bewertete Schalleistungspegel in Form des 500Hz-Mittenpegels ermittelt. Daher werden die Dämpfungswerte bei 500 Hz verwendet, um die resultierende Dämpfung für die Schallausbreitung abzuschätzen. Der Dauerschalldruckpegel jeder einzelnen Quelle am Immissionspunkt berechnet sich nach der ISO 9613-2 dann wie folgt: | |||
L<sub>AT</sub>(DW) = L<sub>WA</sub> <nowiki>+</nowiki> D<sub>C</sub> - A - C<sub>met</sub> (1) | |||
L<sub>WA</sub>: Schalleistungspegel der Punktschallquelle A-bewertet. | |||
D<sub>c</sub> : Richtwirkungskorrektur für die Quelle ohne Richtwirkung (0 dB) aber unter Berücksichtigung der Reflexion am Boden, D<sub></sub> (Berechnung nach dem alternativen Verfahren) | |||
D<sub>C</sub> = D<sub></sub> - 0 (2) | |||
D<sub></sub> beschreibt die Reflexion am Boden und berechnet sich nach: | |||
D <sub></sub> = 10 lg<nowiki>{</nowiki>1 <nowiki>+[</nowiki>d<sub>p</sub><sup>2</sup> <nowiki>+</nowiki> (h<sub>s</sub> - h <sub>r</sub>)<sup>2</sup><nowiki>]</nowiki> / <nowiki>[</nowiki>d<sub>p</sub><sup>2</sup> <nowiki>+</nowiki> (h<sub>s</sub> <nowiki>+</nowiki> h<sub>r</sub>)<sup>2</sup><nowiki>]}</nowiki> (3) | |||
Mit: | |||
h<sub>s </sub>: Höhe der Quelle über dem Grund (Nabenhöhe) | |||
h<sub>r </sub>: Höhe des Immissionspunktes über Grund (in WindPRO 5m) | |||
d<sub>p</sub>: Abstand zwischen Schallquelle und Empfänger, projiziert auf die Bodenebene. Der Abstand bestimmt sich aus den x und y Koordinaten der Quelle (Index s) und des Immissionspunkts (Index r): | |||
d<sub>p</sub> = | |||
(4) | |||
A: Dämpfung zwischen der Punktquelle (WEA-Gondel) und dem Immissionspunkt, die während der Schallausbreitung vorhanden ist. Sie bestimmt sich aus den folgenden Dämpfungsarten: | |||
A = A<sub>div</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>atm</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>gr</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>bar</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>misc</sub> (5) | |||
A<sub>div </sub>: Dämpfung aufgrund der geometrischen Ausbreitung | |||
A<sub>div</sub> = 20 lg(d/1m) <nowiki>+</nowiki> 11 dB (6) | |||
d: Abstand zwischen Quelle und Immissionspunkt. | |||
A<sub>atm</sub>: Dämpfung durch die Luftabsorption | |||
A<sub>atm</sub> = <sub>500</sub> d / 1000 (7) | |||
<sub>500</sub> : Absorptionskoeffizient der Luft (= 1,9 dB/km) | |||
Dieser Wert für <sub>500</sub>''' '''bezieht sich auf die günstigsten Schallausbreitungsbedingungen (Temperatur von 10° und relativer Luftfeuchte von 70%). | |||
A<sub>gr</sub> : Bodendämpfung | |||
A<sub>gr</sub> = (4,8 - (2h<sub>m</sub> / d) <nowiki>[</nowiki>17 <nowiki>+</nowiki> (300 / d)<nowiki>]</nowiki>) (8) | |||
:Wenn A<sub>gr</sub> <nowiki><</nowiki> 0 dann ist A<sub>gr</sub> = 0 | |||
h<sub>'''m'''</sub>: mittlere Höhe (in Meter) des Schallausbreitungsweges über dem Boden: | |||
Wenn in WindPRO kein digitales Geländemodell vorhanden ist | |||
h<sub>m</sub> = (h<sub>s</sub> <nowiki>+</nowiki> h<sub>r</sub>) /2 (9a) | |||
h<sub>s</sub>: Quellhöhe (Nabenhöhe); h<sub>r</sub>: Aufpunkthöhe 5 m | |||
Bei vorliegendem digitalem Geländemodell wird die Fläche F zwischen dem Boden und dem Sichtstrahl zwischen Quelle (Gondel) und Aufpunkt berechnet. Die mittlere Höhe berechnet sich dann mit: | |||
h<sub>m</sub> = F /d (9b) | |||
A<sub>bar </sub>: Dämpfung aufgrund der Abschirmung (Schallschutz), in WindPRO kann kein Schallschutz angegeben werden: A<sub>bar</sub> =0. | |||
A<sub>misc</sub> : Dämpfung aufgrund verschiedener weiterer Effekte (Bewuchs, Bebauung, Industrie). In WindPRO gehen diese Effekte nicht in die Prognose ein: A<sub>misc</sub> =0. | |||
C<sub>met</sub>: Meteorologische Korrektur, die durch die folgende Gleichung bestimmt wird: | |||
C<sub>met </sub>= 0 für d<sub>p</sub> <nowiki><</nowiki> 10 (h<sub>s</sub><nowiki>+</nowiki>h<sub>r</sub>) | |||
C<sub>met</sub> = C<sub>0</sub> <nowiki>[</nowiki>1-10(h<sub>s</sub><nowiki>+</nowiki>h<sub>r</sub>)/d<sub>p</sub><nowiki>]</nowiki> für d<sub>p</sub> <nowiki>></nowiki> 10 (h<sub>s</sub><nowiki>+</nowiki>h<sub>r</sub>) | |||
d<sub>p</sub>: Abstand zwischen Quelle und Aufpunkt | |||
Faktor C<sub>0</sub> kann, abhängig von den Wetterbedingungen, zwischen 0 und 5 dB liegen, es ist jedoch in der Regel den beurteilenden Behörden vorbehalten, diesen Wert zu bestimmen. | |||
'''Berechnungsverfahren mit Oktavbanddaten''' | |||
Nach der ISO 9613-2 kann die Prognose auch über das Oktavspektrum des Schalleistungspegels der WEA durchgeführt werden. Wird im WEA-Katalog das Oktavspektrum angegeben, so kann es in den WEA-Eigenschaften zur Verwendung ausgewählt werden. Im Folgenden sind nur die Unterschiede zu der 500 Hz Mittenfrequenz bezogenen Berechnung aufgezeigt. Der resultierende Schalldruckpegel L<sub>AT</sub> berechnet sich dann mit: | |||
L<sub>AT</sub>(DW)=10lg<nowiki>[</nowiki>10<sup>0,1LAfT(63)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(125)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(250)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(500)</sup> | |||
<nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(1k)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(2k)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(4k)</sup><nowiki>+</nowiki>10<sup>0,1LAfT(8k)</sup>) (10) | |||
Mit: | |||
L<sub>AfT</sub>: A-bewerteter Schalldruckpegel der einzelnen Schallquelle bei den unterschiedlichen Mittenfrequenzen (63, 125, 250, 500, 1000, 2000, 4000, 8000 Hz) | |||
Der A-bewertete Schalldruckpegel L<sub>AfT</sub> bei den Mittenfrequenzen jeder einzelnen Schallquelle berechnet sich aus: | |||
L<sub>AfT</sub> (DW) = (L<sub>W</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>f</sub>) <nowiki>+</nowiki> D<sub>C</sub> - A (11) | |||
Mit: | |||
L<sub>W</sub>: Oktav-Schalleistungspegel der Punktschallquelle nicht A-bewertet. L<sub>W</sub><nowiki>+</nowiki>Af<sub> </sub>entspricht dem A-bewerteten Oktav-Schalleistungspegel L<sub>WA</sub> nach IEC 651. | |||
A<sub>f</sub> : genormte A-Bewertung nach IEC 651 (vgl. WindPRO-Katalog Schalldaten, A-bewertet), WindPRO ermittelt nach diesem Verfahren den A-bewerteten Schallpegel. | |||
D<sub>c</sub> : Richtwirkungskorrektur für die Quelle ohne Richtwirkung (0 dB) aber mit Reflexion am Boden. Wenn das Standardverfahren zur Bodendämpfung verwendet wird, ist D<sub></sub> = 0. Wenn die Alternative Methode verwendet wird, entspricht D<sub>C</sub> dem Fall ohne Oktavbanddaten. | |||
A: Oktavdämpfung, Dämpfung zwischen Punktquelle und Immissionspunkt. Sie bestimmt sich wie oben aus den folgenden Dämpfungsarten: | |||
A = A<sub>div</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>atm</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>gr</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>bar</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>misc</sub> (12) | |||
A<sub>div</sub> : Dämpfung aufgrund der geometrische Ausbreitung | |||
A<sub>atm</sub>: Dämpfung aufgrund der Luftabsorption, abhängig von der Frequenz | |||
A<sub>gr</sub> : Bodendämpfung | |||
A<sub>bar</sub> : Dämpfung aufgrund der Abschirmung (Schallschutz), worst case ohne Abar =0. | |||
A<sub>misc</sub> : Dämpfung aufgrund verschiedener weiterer Effekte (Bewuchs, Bebauung, Industrie; worst case A<sub>misc</sub> =0) | |||
Bei der Oktavbandbezogenen Ausbreitung ist die Dämpfung durch die Luftabsorption von der Frequenz abhängig mit: | |||
A<sub>atm</sub> = <sub>f</sub> d / 1000 (13) | |||
mit: | |||
α<sub>f</sub> : Absorptionskoeffizient der Luft für jedes Oktavband | |||
Der Absorptionskoeffizient α<sub>f</sub> ist stark abhängig von der Schallfrequenz, der Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchte. Die ungünstigsten Werte bestehen bei einer Temperatur von 10° und 70% Rel. Luftfeuchte nach folgender Tabelle: | |||
{|border="2" cellspacing="0" cellpadding="4" width="87%" | |||
|Bandmittenfrequenz, <nowiki>[</nowiki>Hz<nowiki>]</nowiki>||63||125||250||500||1000||2000||4000||8000 | |||
|- | |||
|α<sub>f</sub>, <nowiki>[</nowiki>dB/km<nowiki>]</nowiki>||0,1||0,4||1||1,9||3,7||9,7||32,8||117 | |||
|} | |||
Zur Berechnung der Bodendämpfung A<sub>gr</sub> existieren zwei Möglichkeiten: das alternative Verfahren, das oben im Kapitel über das Berechnungsverfahren ohne Oktavbanddaten dargelegt wurde, und das Standardverfahren. Das Standardverfahren berechnet A<sub>gr</sub> wie folgt: | |||
A<sub>gr</sub> = A<sub>s</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>r</sub> <nowiki>+</nowiki> A<sub>m</sub> (14) | |||
Mit | |||
A<sub>s</sub> : Die Dämpfung für die Quellregion bis zu einer Entfernung von 30h<sub>s</sub>, maximal aber d<sub>p</sub>. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor G<sub>s </sub>beschrieben, der die Porosität der Oberfläche als Wert zwischen 0 (hart) und 1 (porös) wiedergibt. | |||
A<sub>r</sub> : Aufpunkt-Region bis zu einer Entfernung von 30h<sub>r</sub>, maximal aber d<sub>p</sub>. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor G<sub>r </sub>beschrieben | |||
A<sub>m</sub> : Die Dämpfung der Mittelregion. Wenn die Quell- und die Aufpunkt-Region überlappen, gibt es keine Mittelregion. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor G<sub>m </sub>beschrieben | |||
In WindPRO wird nur ein Parameter für G (Porosität) verwendet: | |||
G = G<sub>s</sub> = G<sub>r</sub> = G<sub>m </sub> (15) | |||
Diese Porosität wird in den Berechnungseinstellungen ausgewählt. | |||
Der unten wiedergegebene Auszug aus der DIN ISO 9613-2 beschreibt die Berechnung der drei Bodendämpfungen. | |||
'''Langzeit-Mittelungspegel (Resultierender Beurteilungspegel)''' | |||
Liegen den Berechnungen n Schallquellen (u.a. Windpark) zugrunde, so überlagern sich die einzelnen Schalldruckpegel L<sub>ATi</sub> entsprechend der Abstände zum betrachteten Immissionspunkt. In der Bewertung der Lärmimmission nach TA-Lärm ist der aus n Schallquellen resultierende Schalldruckpegel L<sub>AT</sub> unter Berücksichtigung der Zuschläge nach der folgenden Gleichung zu ermitteln: | |||
L<sub>AT</sub>(LT) = | |||
(14) | |||
L<sub>AT</sub> : Beurteilungspegel am Immissionspunkt | |||
<br>L<sub>ATi</sub> : Schallimmissionspegel an dem Immissionspunkt einer Emissionsquelle i | |||
i : Index für alle Geräuschquellen von 1-n | |||
K<sub>Ti</sub>: Zuschlag für Tonhaltigkeit einer Emissionsquelle i, abhängig von den lokalen Vorschriften | |||
K<sub>Ii</sub>: Zuschlag für Impulshaltigkeit einer Emissionsquelle i abhängig von den lokalen Vorschriften | |||
C<sub>met</sub>: Meteorologische Korrektur. Diese bestimmt sich nach den Gleichungen: | |||
C<sub>met </sub>= 0 für dp <nowiki><</nowiki> 10 (h<sub>s</sub><nowiki>+</nowiki>h<sub>r</sub>) | |||
C<sub>met</sub> = C<sub>0</sub> <nowiki>[</nowiki>1-10(h<sub>s</sub><nowiki>+</nowiki>h<sub>r</sub>)/dp<nowiki>]</nowiki> für dp <nowiki>></nowiki> 10, | |||
d<sub>p</sub>: Abstand zwischen Quelle und Immissionspunkt projiziert auf den Boden. | |||
Faktor C<sub>0</sub> kann, abhängig von den Wetterbedingungen, zwischen 0 und 5 dB liegen, es ist jedoch in der Regel den beurteilenden Behörden vorbehalten, diesen Wert zu bestimmen. |
Revision as of 14:51, 21 April 2015
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Die Internationale Berechnungsvorschrift ISO 9613-2 "Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien", Teil 2. beschreibt die Ausbreitungsberechnung des Schalls im Freien.
Modul DECIBEL --> Hauptteil --> Schallberechnungs-Modell --> ISO 9613-2 Allgemein
Dieses Modell mit dem Suffix "Allgemein" ermöglicht es, alle verfügbaren Parameter des Modells anzupassen. Bei Länderspezifischen Varianten der ISO 9613-2 sind entsprechend der Verordnungslage im jeweiligen Land bestimmte Optionen nicht verfügbar.
Windgeschwindigkeit:
- Feste Windgeschwindigkeit: Die Berechnung wird für eine bestimmte Windgeschwindigkeit, die angegeben werden muss, durchgeführt.
- Windgeschwindigkeits-Bereich: Die Berechnung wird für einen Windgeschwindigkeitsbereich, der durch Start (Von), Ende (Bis) und eine Schrittweite charakterisiert wird. windPRO benötigt Schallleistungspegel für die ausgewählten Windgeschwindigkeiten, kann diese jedoch auch basierend auf existierenden Daten extra- oder interpolieren.
- 95% der Nennleistung: Die Berechnung wird für den Schallleistungspegel der WEA bei 95% der Nennleistung durchgeführt. Wenn dieser Wert nicht verfügbar ist, wird der Anwender zur manuellen Eingabe aufgefordert.
- 95% der Nennleistung oder Windgeschw.: Wie oben, aber windPRO wählt selbst einen Ersatz-Wert aus, wenn keine Daten für 95% der Nennleistung vorliegen. Die Windgeschwindigkeit für den Ersatzwert wird vom Anwender angegeben. Wenn auch keine Schalldaten für diesen Wert vorliegen, wird der Anwender zur manuellen Eingabe aufgefordert.
- Lautester Wert bis 95% Nennleistung: windPRO wählt den lautesten verfügbaren Schalleistungspegel aus allen Windgeschwindigkeiten und dem Pegel für 95% der Nennleistung aus.
Oktavbänder
- Oktavbanddaten benötigt: Wenn ausgewählt, wird die Schallausbreitungsberechnung in jedem Fall für Oktavband-Schallleistungspegel durchgeführt. Liegen diese für die benötigten Windgeschwindigkeiten nicht vor, wird der Anwender zur manuellen Eingabe aufgefordert. Dabei kann auch ein Standard-Oktavband erzeugt werden.
- Ist unter Bodeneffekt (s.u.) das Standardverfahren ausgewählt, so steht diese Option nicht zur Verfügung, da diese Methode immer Oktavbanddaten benötigt.
- Nur bestimmte Oktavbänder: Wenn ausgewählt, können Ergebnisse nur für bestimmte Oktavbänder berechnet werden, z.B. für den Fall, dass für einzelne Oktavbänder spezielle Immissionsrichtwerte gelten.
Bodeneffekt (Agr)
Bedeutung und Eingabe: Bodeneffekt
Vertiefende Informationen: ***###**LINK ANHANG
Meteorologischer Koeffizient C0:
Siehe Meteorologische Dämpfung
Art der Anforderung in der Berechnung
- WEA-Geräusche vs. Schallrichtwert: Die Immissionen der WEA oder der Windfarm werden an jedem Schall-Immissionsort mit den dort angegebenen Immissionsrichtwert verglichen. Wenn die Berechnung für mehrere Windgeschwindigkeiten durchgeführt wird, kann dies ein allgemeiner Wert sein oder für jede Windgeschwindigkeit ein eigener Wert. Dies ist die Standardmethode in Länder wie Deutschland, Dänemark, Schweden und den Niederlanden.
- WEA+Hintergrundgeräusch vs. Hintergrundgeräusch+Zulässige Überschreitung: Um diese Methode anzuwenden, muss im Vorfeld der Berechnung eine Messung oder anderweitige Ermittlung der Hintergrundgeräusche am Immissionsort durchgeführt werden (ggf. für verschiedene Windgeschwindigkeiten). Die berechnete Gesamtbelastung (Zusatzbelastung durch die WEA plus Hintergrundgeräusch) darf einen bestimmten Abstand zum Hintergrundgeräusch nicht überschreiten. Dieses Verfahren ist z.B. in Frankreich gebräuchlich.
- WEA-Geräusch vs. Hintergrundgeräusch + Zulässige Überschreitung: Ein Grenzwert, der durch das in einer Messung bestimmte Hintergrundgeräusch zuzüglich einer zulässigen Überschreitung besteht, darf durch das WEA-Geräusch nicht überschritten werden. Diese Variante wird z.B. in Großbritannien und Österreich verwendet.
Schallleistungspegel in der Berechnung
- Schallwerte sind LWA-Werte (Mittlere Schallleistungspegel; Standard): Dies ist die Standardeinstellung. Schallleistungspegel, Hintergrundgeräusch und Berechnungsergebnisse werden als mittlere Schallleistungspegel (LWA) angegeben.
- Schallwerte sind L90-Werte (tatsächlicher Pegel 90% der Zeit darüber): Mit dieser speziellen Einstellung werden alle Schallwerte als L90.Werte betrachtet, d.h. der Pegel, der 90% der Zeit überschritten wird. Hintergrundgeräusche müssen als L90-Wert angegeben werden, für die WEA werden vom LWA, der im WEA-Katalog vorhanden ist, 2 dB(A) abgezogen, was eine gängige Annäherung an den L90-Pegel darstellt. Auf den Berichten erscheint anstelle des LWA der L90. Diese Einstellung wird z.B. in Großbritannien verwendet.
Einzeltöne
- Einzelton- und Impulszuschläge werden zu Schallwerten addiert: Dies erlaubt eine Berücksichtigung von WEA-Typ spezifischen Einzelton- und Impulszuschlägen
- Einzeltonzuschläge werden von Anforderung abgezogen: Hierbei wird ein pauschaler Einzeltonzuschlag für alle verwendeten WEA-Typen vom Immissionsrichtwert des Schall-Immissionsorts abgezogen.
Aufpunkthöhe ü. Gr.: Hier kann eine Höhe über Grund für den Schall-Immissionsort angegeben werden. Unterschiedliche Normen empfehlen unterschiedliche Höhen, typische Werte sind 1 m, 4 m oder 5 m. Wenn „Aufpunkthöhe in Immissionsort-Objekt hat Vorrang vor dieser Angabe“ angekreuzt ist, können individuelle Höhen für die einzelnen Schall-Immissionsorte verwendet werden.
Verlangte Unter- oder zulässige Überschreitung des Schallrichtwerts: Dies ermöglicht es, eine zusätzliche Anpassung des Schall-Immissionsrichtwerts vorzunehmen, z.B. wenn von Behörden ein Unsicherheitszuschlag von 2 dB(A) auf die berechneten Pegel verlangt wird, kann hier -2 dB(A) eingetragen werden, auf den Berichtsausdrucken wird dann der Schallrichtwert als „45 – 2 = 43 dB(A)“ angegeben.
Luftdämpfung
Jedes Ausbreitungsmodell gibt bestimmte Luftdämpfungskoeffizienten für die unterschiedlichen Oktavbänder vor, die mit diesem Knopf überprüft und ggf. angepasst werden können. Die Luftdämpfung für die "ISO 9613-2 Allgemein" entspricht den Bedingungen bei 10° C und 70% Luftfeuchtigkeit. Es können die Koeffizienten anderer Ausbreitungsmodelle gewählt werden oder (über Menüeintrag Benutzerdefiniert) eigene Koeffizienten eingegeben werden.
Wird das alternative Verfahren zur Bodendämpfung verwendet, so findet die Berechnung ohne Oktavbanddaten statt und es wird lediglich der Dämpfungskoeffizient oben im Fenster verwendet.
Theoretischer Hintergrund der Schallausbreitungs-Modelle
Die Internationale Norm ISO 9613-2
Die ISO 9613-2 "Attenuation of sound during propagation outdoors, Part 2. A general method of calculation" beschreibt die Berechnung der Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien. Dieser Text beschreibt den theoretischen Hintergrund der ISO 9613-2, wie sie in WindPRO implementiert ist. Berechnungsverfahren ohne Oktavbanddaten Normalerweise wird bei der schalltechnischen Vermessung von Windenergieanlagen der A-bewertete Schalleistungspegel in Form des 500Hz-Mittenpegels ermittelt. Daher werden die Dämpfungswerte bei 500 Hz verwendet, um die resultierende Dämpfung für die Schallausbreitung abzuschätzen. Der Dauerschalldruckpegel jeder einzelnen Quelle am Immissionspunkt berechnet sich nach der ISO 9613-2 dann wie folgt:
LAT(DW) = LWA + DC - A - Cmet (1)
LWA: Schalleistungspegel der Punktschallquelle A-bewertet. Dc : Richtwirkungskorrektur für die Quelle ohne Richtwirkung (0 dB) aber unter Berücksichtigung der Reflexion am Boden, D (Berechnung nach dem alternativen Verfahren)
DC = D - 0 (2)
D beschreibt die Reflexion am Boden und berechnet sich nach:
D = 10 lg{1 +[dp2 + (hs - h r)2] / [dp2 + (hs + hr)2]} (3)
Mit: hs : Höhe der Quelle über dem Grund (Nabenhöhe) hr : Höhe des Immissionspunktes über Grund (in WindPRO 5m) dp: Abstand zwischen Schallquelle und Empfänger, projiziert auf die Bodenebene. Der Abstand bestimmt sich aus den x und y Koordinaten der Quelle (Index s) und des Immissionspunkts (Index r):
dp = (4)
A: Dämpfung zwischen der Punktquelle (WEA-Gondel) und dem Immissionspunkt, die während der Schallausbreitung vorhanden ist. Sie bestimmt sich aus den folgenden Dämpfungsarten:
A = Adiv + Aatm + Agr + Abar + Amisc (5)
Adiv : Dämpfung aufgrund der geometrischen Ausbreitung
Adiv = 20 lg(d/1m) + 11 dB (6)
d: Abstand zwischen Quelle und Immissionspunkt.
Aatm: Dämpfung durch die Luftabsorption Aatm = 500 d / 1000 (7)
500 : Absorptionskoeffizient der Luft (= 1,9 dB/km)
Dieser Wert für 500 bezieht sich auf die günstigsten Schallausbreitungsbedingungen (Temperatur von 10° und relativer Luftfeuchte von 70%).
Agr : Bodendämpfung
Agr = (4,8 - (2hm / d) [17 + (300 / d)]) (8)
- Wenn Agr < 0 dann ist Agr = 0
hm: mittlere Höhe (in Meter) des Schallausbreitungsweges über dem Boden:
Wenn in WindPRO kein digitales Geländemodell vorhanden ist
hm = (hs + hr) /2 (9a)
hs: Quellhöhe (Nabenhöhe); hr: Aufpunkthöhe 5 m
Bei vorliegendem digitalem Geländemodell wird die Fläche F zwischen dem Boden und dem Sichtstrahl zwischen Quelle (Gondel) und Aufpunkt berechnet. Die mittlere Höhe berechnet sich dann mit:
hm = F /d (9b)
Abar : Dämpfung aufgrund der Abschirmung (Schallschutz), in WindPRO kann kein Schallschutz angegeben werden: Abar =0.
Amisc : Dämpfung aufgrund verschiedener weiterer Effekte (Bewuchs, Bebauung, Industrie). In WindPRO gehen diese Effekte nicht in die Prognose ein: Amisc =0.
Cmet: Meteorologische Korrektur, die durch die folgende Gleichung bestimmt wird:
Cmet = 0 für dp < 10 (hs+hr)
Cmet = C0 [1-10(hs+hr)/dp] für dp > 10 (hs+hr)
dp: Abstand zwischen Quelle und Aufpunkt
Faktor C0 kann, abhängig von den Wetterbedingungen, zwischen 0 und 5 dB liegen, es ist jedoch in der Regel den beurteilenden Behörden vorbehalten, diesen Wert zu bestimmen.
Berechnungsverfahren mit Oktavbanddaten Nach der ISO 9613-2 kann die Prognose auch über das Oktavspektrum des Schalleistungspegels der WEA durchgeführt werden. Wird im WEA-Katalog das Oktavspektrum angegeben, so kann es in den WEA-Eigenschaften zur Verwendung ausgewählt werden. Im Folgenden sind nur die Unterschiede zu der 500 Hz Mittenfrequenz bezogenen Berechnung aufgezeigt. Der resultierende Schalldruckpegel LAT berechnet sich dann mit:
LAT(DW)=10lg[100,1LAfT(63)+100,1LAfT(125)+100,1LAfT(250)+100,1LAfT(500) +100,1LAfT(1k)+100,1LAfT(2k)+100,1LAfT(4k)+100,1LAfT(8k)) (10)
Mit:
LAfT: A-bewerteter Schalldruckpegel der einzelnen Schallquelle bei den unterschiedlichen Mittenfrequenzen (63, 125, 250, 500, 1000, 2000, 4000, 8000 Hz)
Der A-bewertete Schalldruckpegel LAfT bei den Mittenfrequenzen jeder einzelnen Schallquelle berechnet sich aus:
LAfT (DW) = (LW + Af) + DC - A (11)
Mit:
LW: Oktav-Schalleistungspegel der Punktschallquelle nicht A-bewertet. LW+Af entspricht dem A-bewerteten Oktav-Schalleistungspegel LWA nach IEC 651.
Af : genormte A-Bewertung nach IEC 651 (vgl. WindPRO-Katalog Schalldaten, A-bewertet), WindPRO ermittelt nach diesem Verfahren den A-bewerteten Schallpegel.
Dc : Richtwirkungskorrektur für die Quelle ohne Richtwirkung (0 dB) aber mit Reflexion am Boden. Wenn das Standardverfahren zur Bodendämpfung verwendet wird, ist D = 0. Wenn die Alternative Methode verwendet wird, entspricht DC dem Fall ohne Oktavbanddaten.
A: Oktavdämpfung, Dämpfung zwischen Punktquelle und Immissionspunkt. Sie bestimmt sich wie oben aus den folgenden Dämpfungsarten:
A = Adiv + Aatm + Agr + Abar + Amisc (12)
Adiv : Dämpfung aufgrund der geometrische Ausbreitung Aatm: Dämpfung aufgrund der Luftabsorption, abhängig von der Frequenz Agr : Bodendämpfung Abar : Dämpfung aufgrund der Abschirmung (Schallschutz), worst case ohne Abar =0. Amisc : Dämpfung aufgrund verschiedener weiterer Effekte (Bewuchs, Bebauung, Industrie; worst case Amisc =0)
Bei der Oktavbandbezogenen Ausbreitung ist die Dämpfung durch die Luftabsorption von der Frequenz abhängig mit:
Aatm = f d / 1000 (13)
mit:
αf : Absorptionskoeffizient der Luft für jedes Oktavband
Der Absorptionskoeffizient αf ist stark abhängig von der Schallfrequenz, der Umgebungstemperatur und der relativen Luftfeuchte. Die ungünstigsten Werte bestehen bei einer Temperatur von 10° und 70% Rel. Luftfeuchte nach folgender Tabelle:
Bandmittenfrequenz, [Hz] | 63 | 125 | 250 | 500 | 1000 | 2000 | 4000 | 8000 |
αf, [dB/km] | 0,1 | 0,4 | 1 | 1,9 | 3,7 | 9,7 | 32,8 | 117 |
Zur Berechnung der Bodendämpfung Agr existieren zwei Möglichkeiten: das alternative Verfahren, das oben im Kapitel über das Berechnungsverfahren ohne Oktavbanddaten dargelegt wurde, und das Standardverfahren. Das Standardverfahren berechnet Agr wie folgt:
Agr = As + Ar + Am (14)
Mit
As : Die Dämpfung für die Quellregion bis zu einer Entfernung von 30hs, maximal aber dp. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor Gs beschrieben, der die Porosität der Oberfläche als Wert zwischen 0 (hart) und 1 (porös) wiedergibt.
Ar : Aufpunkt-Region bis zu einer Entfernung von 30hr, maximal aber dp. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor Gr beschrieben
Am : Die Dämpfung der Mittelregion. Wenn die Quell- und die Aufpunkt-Region überlappen, gibt es keine Mittelregion. Diese Region wird mit dem Bodenfaktor Gm beschrieben
In WindPRO wird nur ein Parameter für G (Porosität) verwendet:
G = Gs = Gr = Gm (15)
Diese Porosität wird in den Berechnungseinstellungen ausgewählt.
Der unten wiedergegebene Auszug aus der DIN ISO 9613-2 beschreibt die Berechnung der drei Bodendämpfungen.
Langzeit-Mittelungspegel (Resultierender Beurteilungspegel)
Liegen den Berechnungen n Schallquellen (u.a. Windpark) zugrunde, so überlagern sich die einzelnen Schalldruckpegel LATi entsprechend der Abstände zum betrachteten Immissionspunkt. In der Bewertung der Lärmimmission nach TA-Lärm ist der aus n Schallquellen resultierende Schalldruckpegel LAT unter Berücksichtigung der Zuschläge nach der folgenden Gleichung zu ermitteln:
LAT(LT) = (14)
LAT : Beurteilungspegel am Immissionspunkt
LATi : Schallimmissionspegel an dem Immissionspunkt einer Emissionsquelle i
i : Index für alle Geräuschquellen von 1-n
KTi: Zuschlag für Tonhaltigkeit einer Emissionsquelle i, abhängig von den lokalen Vorschriften
KIi: Zuschlag für Impulshaltigkeit einer Emissionsquelle i abhängig von den lokalen Vorschriften
Cmet: Meteorologische Korrektur. Diese bestimmt sich nach den Gleichungen:
Cmet = 0 für dp < 10 (hs+hr) Cmet = C0 [1-10(hs+hr)/dp] für dp > 10,
dp: Abstand zwischen Quelle und Immissionspunkt projiziert auf den Boden. Faktor C0 kann, abhängig von den Wetterbedingungen, zwischen 0 und 5 dB liegen, es ist jedoch in der Regel den beurteilenden Behörden vorbehalten, diesen Wert zu bestimmen.