Energie: Einführung
Zur deutschen Hauptseite | Alle deutschsprachigen Seiten
Die Berechnung der mittleren jährlichen Energieproduktion (AEP, Annual Energy Production) gehört zu den wichtigsten Aufgaben bei der Windenergie-Projektentwicklung. Der Energiegehalt des Windes steigt in der dritten Potenz zur Windgeschwindigkeit an. Vom Energiegehalt nutzen Windenergieanlagen aufgrund technischer und physikalischer Beschränkungen etwa die Hälfte. Eine Verdoppelung der Windgeschwindigkeit bedeutet somit etwa eine Vervierfachung der Produktion. Aber auch kleinere Zunahmen der Windgeschwindigkeit haben schon signifikante Änderungen der Produktion zur Folge, so führt z.B. eine Erhöhung der Windgeschwindigkeit von 6 m/s auf 7m/s zu einer Zunahme der Produktion um rund 35%. Nur mit einer möglichst präzisen Vorhersage der Windverhältnisse lassen sich die Produktion und damit der finanzielle Ertrag des Projekts prognostizieren. Projektkosten, Unterhaltungskosten, Darlehenszinsen und vieles mehr sind ebenfalls wichtige Faktoren, diese variieren jedoch von Projekt zu Projekt bei weitem nicht so stark wie die Windverhältnisse. Über die Durchführbarkeit eines Projekts entscheiden maßgeblich die Windverhältnisse.
Es gibt unterschiedliche Wege, zu einer Schätzung der mittleren jährlichen Energieproduktion (AEP, Annual Energy Production) zu kommen. In windPRO sind meistens die folgenden drei Module in dieser Reihenfolge beteiligt:
- MCP – Langzeitkorrektur der lokalen Windmessungen
- PARK – Berechnung der mittleren jährlichen Energieproduktion (AEP) incl. Wake-Verlusten und optional Curtailments, z.B. Sektormanagement oder Fledermaus-Abschaltung
- LOSS&UNCERTAINTY – Berechnung der erwarteten Verluste sowie der Unsicherheiten
Oder alternativ das Konzept für Zeitreihen-Berechnungen auf Basis von Mesoskalen-Daten:
- METEO-Analyzer oder PERFORMANCE CHECK + PARK]- Postkalibrierung der Mesoskalen-Daten, um eine Übereinstimmung mit lokalen Messungen oder WEA-Produktionen im Abgleichzeitraum zu erhalten
- PARK - Ertragsprognose auf Basis von 10-20 Jahren aktueller, postkalibrierter Mesoskalen-Daten incl. Wake-Verlusten und optional Curtailments, z.B. Sektormanagement oder Fledermaus-Abschaltung
- LOSS&UNCERTAINTY – Berechnung der erwarteten Verluste sowie der Unsicherheiten
Bevor die Berechnungen durchgeführt werden können, müssen verschiedene Vorbereitungen getroffen werden:
Winddaten-Basis – mit lokaler Windmessung
- Importieren Sie die Logdateien der Windmessung in ein METEO-Objekt. Überprüfen Sie die Daten und deaktivieren Sie fehlerhafte Daten
- Richten Sie ein Geländemodell mit mindestens Höhen- und Rauigkeitsdaten, ggf. auch lokalen Hindernissen, ein (siehe Terraindatenobjekt).
- Analysieren Sie die Winddaten z.B. indem Sie die modellierte Windscherung mit der tatsächlich gemessenen vergleichen. Wenn mehrere Masten vorliegen, vergleichen Sie, wie gut sich ein Mast anhand der Ergebnisse eines anderen Masts vorhersagen lässt (Kreuzvorhersage). Versuchen Sie Unterschiede zu erklären und passen Sie ggf. das Geländemodell (z.B. Rauigkeiten oder Verdrängungshöhen oder die Strömungsmodell-Parameter an.
- Laden Sie Langzeit-Referenzzeitreihen (z.B. aus Online-Datenquellen) in ein METEO-Objekt. Überprüfen Sie die Qualität und vergleichen Sie unterschiedliche Datenquellen.
- Erzeugen Sie eine Langzeitkorrigierte regionale Windstatistik oder eine lokale Langzeit-Zeitreihe mit dem MCP-Modul.
Winddaten-Basis – ohne lokale Windmessung
- Verwenden Sie Daten aus Mesoskalen-Modellierungen. Dies benötigt eine Kalibrierung anhand regionaler Messdaten oder existierender WEA, da das absolute Niveau von Mesoskalen-Modellierungen häufig signifikant abweicht, auch wenn Richtungsverteilung und Dynamik des Windes gut getroffen werden.
- Oder verwenden Sie eine oder mehrere regionale Windstatistiken (WAsP-Format), die z.B. von einigen meteorologischen Diensten angeboten werden. Die Qualität ist oft nicht ausreichend und eine Validierung anhand von lokalen Daten (z.B. existierenden WEA) ist notwendig.
- Oder verwenden Sie Windressourcenkarten (WAsP- oder .siteres-Format) von einer Drittquelle. Hierbei sollte auf einen nachvollziehbaren Berechnungsweg und Angaben zur Unsicherheit geachtet werden.
Option (a) ist aufgrund ständig verbesserter Mesoskalen-Modelle sehr verbreitet und wird in windPRO in einem geschlossenen Berechnungskonzept umgesetzt, dem Scaler. Unter Scaler vs. regionale Windstatistik wird der Unterschied des Scaler-Konzepts zum Konzept der regionalen Windstatistiken dargestellt.
Auswahl des Anlagentyps und Windfarm-Layout
Einer der ersten Schritte wird häufig sein, die für die Windpark-Entwicklung verfügbare Fläche als WEA-Flächen-Objekt zu etablieren und relevante Restriktionsflächen und Pufferzonen einzupflegen.
Die Module SITE COMPLIANCE und LOAD RESPONSE können hilfreiche Werkzeuge sein, um WEA-Typen zu identifizieren, die den Windlasten am Standort widerstehen können.
Die Module METEO und WAsP interface helfen dabei, abzuschätzen, wie verschiedene WEA-Typen die lokalen Windbedingungen in Produktion umsetzen.
RESOURCE ermittelt die räumliche Variation der Windverhältnisse über die Standortfläche (Windressourcenkarte) und erlaubt so eine günstigere Platzierung der individuellen WEA, entweder manuell oder halbautomatisch durch das Modul OPTIMIZE.
Aber auch andere Faktoren können Einschränkungen für das Windfarm-Layout bedeuten; häufig sind Anforderungen zum Schutz der Nachbarn vor Geräuschen und Schattenschlag der WEA zu berücksichtigen (Module DECIBEL und SHADOW). Die visuelle Wahrnehmung der WEA kann eine Rolle spielen (Modul ZVI für Sichtbarkeitskarten, Modul PHOTOMONTAGE), und weitere Naturschutzbelange (Vogelzug und -brut, Fledermäuse) können bestimmte Abstände zu entsprechenden Habitaten erfordern.
Einrichten eines Berechnungsmodells
Um die horizontale und vertikale Variation der Windbedingungen über das Gelände modellieren zu können, werden ein Geländemodell (Höhen, Geländerauigkeit und Hindernisse) und ein Strömungsmodell benötigt.
windPRO bietet verschiedene Online-Datenquellen für Geländemodell-Komponenten an sowie eine vollständige Integration der Strömungsmodelle WAsP und WAsP-CFD. Alternativ kann die Modellierung der Windverhältnisse auch extern erfolgen und in Form des standardisierten .flowres-Formats in windPRO importiert werden.
Performance-Überprüfung im laufenden Betrieb
Ein weiterer Schritt, der sich anschließen kann, ist die Performance-Überprüfung nach Errichtung. Hierbei leistet das Modul PERFORMANCE CHECK wertvolle Dienste, da es erlaubt, Modellierung und tatsächliche Produktion detailliert miteinander zu vergleichen und so Rückschlüsse auf Modellierungsfehler oder Performanceprobleme der WEA zu ziehen.
Siehe auch:
- Energie: Einführung
- Scaler vs. regionale Windstatistik
- Energie: Datengrundlage
- Validierungswerkzeuge für Modelle und Daten